Legasthenie

Ein verstecktes Talent oder doch ein Gehirndefekt?

Ritalin ist schnell verschrieben. Eltern und Arzt hoffen auf baldige Besserung der Legasthenie, in dem das Kind eine äußerst umstrittene Arznei über Jahre einnimmt. Der Erfolg ist ebenso zweifelhaft. Schule, Elternhaus und nicht zuletzt das betroffene Kind verzweifeln, sind frustriert und gehen durch ein elend langes Tränental. Muss das sein?

Wie beschreiben von Legasthenie betroffene Kinder ihr Symptom?

„So in etwa, als wenn du als Autofahrer nachts bei Regen mit verschlissenen Wischerblättern durch die Gegend fährst. Alles ist verschwommen.“ Eine andere Beschreibung veranschaulicht ebenfalls sehr deutlich, was die Legasthenie bei Kindern anstellt: „die Buchstaben tanzen auf den Heftlinien auf und ab, sie drehen sich, sie verschwimmen oder sie sind einfach weg oder ganz klein. Aus einem „d“ wird ein „b“, aus einem „p“ wird ein „q“. Alles ist in Bewegung und macht einen verrückt.“  „Die Buchstaben verschwinden, sobald das Kind sie ansieht“. Die Fokussierung z.B. auf den Lesetext fällt Kindern mit Legasthenie schwer.

Schon beim Anblick von Buchstaben und Texten fangen sie an zu gähnen. Gedanken kommen und gehen. Da ist der Vogel, der vor dem Klassenzimmerfenster auf dem Ast im Baum sitzt, viel spannender als das, was im Unterricht abgeht. Der aufmerksame Beobachter stellt fest, dass das legasthene Kind auffallend viel gähnt, ohne dass ein Schlafdefizit vorliegt. 

Welche Schritte werden im Regelfalle bei Verdacht auf Legasthenie verordnet?

Wenn das Kind in der Schule schulische Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben und der Konzentrationsfähigkeit zeigt, wird der Schulpsychologe befragt. Dieser berät Eltern, wie das weitere Vorgehen sein könnte. Er nimmt grundlegende Testungen vor, bevor das Kind zum Kinder- und Jugendpsychologen überwiesen wird, damit dieser anschließend die offiziellen Testungen auf Legasthenie und AD(H)S durchführt. Fallen diese positiv aus, wird ein Nachteilausgleich bei der Schule beantragt, damit das Kind in der Schule entlastet wird. (Mehr Zeit in den Proben, größere Schrift bei den Angaben im Test, Vorlesen der Aufgabenstellung, keine Bewertung der Rechtschreibung usw.) Gleichzeitig kann eine Therapiekostenübernahme beim Jugendamt nach Paragraph §35a beantragt werden.*

https://www.bvl-legasthenie.de/beratung-und-service/finanzierung.html

Warum wird auch bei Legasthenie gerne Ritalin verordnet?

Häufig sind Kinder mit Legasthenie unruhig, leicht frustriert, unkonzentriert und / oder verträumt. Dies lässt Eltern zu ihrem Kinderarzt gehen, da Schulen meist vehement eine Untersuchung und Diagnostik fordern, damit das Kind nicht mehr im Unterricht stört und sich leichter konzentrieren kann. In dieser Situation verschreibt ein Kinderarzt gerne mal Ritalin o.ä. oder überweist das legasthene Kind zum Kinder- und Jugendpsychiater, um den Verdacht auf Legasthenie und Aufmerksamkeitsdefizit abzuklären.

Standardtests bestätigen häufig den Verdacht des Kinderarztes, erweitert oder verändert um die Diagnosen AD(H)S, Aufmerksamkeitsdefizit, Lese-Rechtschreibschwäche etc. Eine Therapieanordnung ähnelt bundesweit der anderen. Ritalin wird z.T. unreflektiert als „Konzentrationshelfer“ „eingeworfen“. Die Verordnung von Ritalin ist in den letzten Jahren exponentiell angestiegen. So haben Eltern und Gesellschaft das Kind schon mal ein wenig auf den Normwert getrimmt. Die eigentliche Symptomatik wird oft mit für das Kind unzumutbaren langen Sitzungen bei wahlweise Psychotherapeuten, Ergotherapeuten oder Logopäden behandelt. Während die Klassenkameraden sich auf dem Bolzplatz, dem Tenniscourt oder einfach nur beim „Abhängen“ treffen, muss das von Legasthenie geplagte Kind  wöchentlich beim Therapeuten aufschlagen. Damit auch alles wirklich bald in die erwünschte Erfolgsbahn gelenkt wird, üben Mutter und- oder Vater zu Hause abends und am Wochenende mit dem Kind Lesen und Schreiben bis zum Abwinken. Tränen fließen, Frustpegel treten bei allen Familienmitgliedern über alle Ufer. Leider bleibt bisweilen der erwünschte Erfolg, die Linderung der Legasthenie aus.

Was für eine Tortur!

Welche Folgen verursacht so eine Legasthenietherapie an der Seele eines Kindes?

Es bedarf wohl nicht allzu viel Phantasie, dass bei solchen Legasthenie geplagten Kindern die Schulzeit im Erwachsenendasein als Horrorfilm immer und immer wieder abläuft. Die Schulzeit, eine hoffentlich unbeschwerte Zeit, in der der neugierige Mensch Lust hat, zu lernen, Erfahrungen zu sammeln, sich zu finden und seinen Platz in der Gesellschaft auszumachen, wird so sicherlich nicht zu einer Lebensphase,  an die man sich gerne erinnert. Ganz im Gegenteil das Kind hält sich für dumm und erfährt, dass es nichts ohne fremde Hilfe (Eltern/ Lehrer) leisten kann. Es fehlt dem Kind die Möglichkeit, Selbstwirksamkeit zu erfahren. Das  Selbstbewusstsein sinkt stark in den Keller. Es fällt auf, dass Kinder sich oft nicht festlegen und deswegen auffallend häufig mit „ich weiß nicht“ antworten. Sie haben gelernt, dass diese oder vergleichbare Antworten von den anderen meist akzeptiert werden.

Das menschliche Gehirn ist schlau genug, solche „Defizite“ wie durch AD(H)S und Legasthenie verursacht, irgendwie zu kompensieren. Alles wird entweder mit Kraft, mit überhöhter Energie oder einfach durch Vermeidungsstrategien bewältigt, um im Leben seinen Weg zu gehen und den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Viele Kinder leiden unter Kopf- und Bauchschmerzen. Sie entwickeln Ängste und Verweigerungshaltungen. Dabei waren die größten Genies unserer Zeit fast alle Legastheniker. Wolfgang Amadeus Mozart, Albert Einstein sind  klassische Beispiele für diese Symptomatik. Es sollte aber neugierig stimmen, wenn die wahren Größen der Menschheit -auch Leonardo da Vinci war ein Legastheniker – von dieser Disposition betroffen waren, neue Wege zu gehen. Doch wo gibt es die Lösung für unbeschwertes, kreatives Lernen?

Was versteht man unter Legasthenie?

Laut ICD10 (International statistical Classification of Diseases) *

https://de.wikipedia.org/wiki/Lese-_und_Rechtschreibst%C3%B6rung

versteht man darunter, dass der Betroffene trotz guter bis sehr guter Intelligenz, ausreichender Beschulung und Übung im Vergleich zu seinen Altersgenossen große Schwierigkeiten beim Lesen und Rechtschreiben hat. Es handelt sich also nicht um einen Mangel an Intelligenz, sondern ganz im Gegenteil: Legasthenie zeichnet sich durch den Spagat zwischen guter Intelligenz und schlechter Lese- und Rechtschreibkompetenz aus. Das heißt, die legasthenen Symptome, die sich schulisch zeigen, sind mit einem gut ausgestatteten Gehirn gekoppelt. Legastheniker haben viele Potentiale, die schulisch nur wenig zur Entfaltung kommen.

Dies beschreibt der Amerikaner Ronald Davis in seinem Buch: “Legasthenie als Talentsignal“.

Man  weiß heute, dass Legasthenie nicht auf eine Funktionsstörung des Gehirns zurückzuführen ist, sondern „nur“ eine andere Art der Denkfunktion darstellt: Legastheniker nehmen ihre Außenwelt aus mehr als nur einer Perspektive wahr und gewinnen innerhalb kürzester Zeit mehr Informationen über eine Situation als andere Menschen. Aufgrund ihrer „anderen“ Denkweise haben Legastheniker meist eine größere Wahrnehmungskraft. Sie haben eine verstärkte räumliche Wahrnehmung. Mit anderen Worten: Legastheniker verfügen über eine besondere Begabung. Durch die Fähigkeit der räumlichen Wahrnehmung kann aus einem “b” schnell mal ein “d” werden bzw. aus einem “p” ein “q”.

Diese positive Ansicht der Legasthenie macht in der Praxis Hoffnung und Mut. Sie steht aber im Gegensatz zu dem wissenschaftlichen Verständnis von Legasthenie. Allgemein gilt  die Ursache noch als unklar. Die internationale Forschung ist fieberhaft bemüht, die Ursachen für Legasthenie zu finden, um das Rätsel der Legasthenie zu entschlüsseln.

https://www.kjp.med.uni-muenchen.de/download/Ursachen3.pdf

Welche Symptome sind bei Legasthenie typisch?

Legasthenikern fällt das Lesen und Schreiben im Vergleich zu Gleichaltrigen schwer. In der Regel tritt Legasthenie zwischen dem zweiten und dem vierten Schuljahr auf.

Bei Legasthenikern treten typischerweise folgende Probleme auf:

  • Verwechslung von Buchstaben
  • viele Rechtschreibfehler
  • Schwierigkeiten beim Lesen
  • Probleme beim Verbinden einzelner Laute
  • Lesevorgang geht nur sehr langsam, stockend und eintönig mit hoher Anstrengung
  • Satzzeichen werden nicht beachtet
  • Wörter werden nicht gelesen, sondern erraten
  • mangelndes Textverständnis


Welche Erkenntnisse ziehen Eltern aus diesen Gedanken für die Lernchancen des kreativen Kindes?

Im Bewusstsein unserer Gesellschaft ist Legasthenie ein Defekt, den es zu beheben gilt. Das Kind ist eben nicht perfekt. Das Kind fühlt sich oft bloß gestellt und missverstanden. Die schulische Bewertung ist negativ. Eigentlich geht es um eine Gebrauchsanweisung für kreative Gehirne, um die negativen Symptome der Legasthenie und Konzentrationsschwierigkeiten mit Hilfe des kreativen Gehirns in die richtigen Bahnen zu lenken. Auch das beste Auto bringt nur Freude am Fahren, wenn ich es richtig bediene, d.h. den Motor anstelle, den richtigen Gang einlege, Benzin tanke usw. und nicht ständig auf der Bremse stehe. Jede Medaille hat 2 Seiten: die eine zeigt die legasthene Lernbehinderung, die andere die vielen Talente, die ungeheure Kreativität und Phantasie des Kindes.

Quellen

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