Wenn Schüler offline sind

Folge von zu geringer Konzentration

Der Lehrer hält Unterricht, während die Gedanken seiner Schüler spazieren gehen. Geringe Konzentration ist ein weitverbreitetes Hindernis, den Schulstoff aufzunehmen, zu verstehen und abzuspeichern. Was ist Konzentrationsschwäche? Einfach nur ein Mangel an Disziplin, eine Störung oder gar ein Systemfehler? Wie lässt sich Aufmerksamkeit herstellen, um mit Motivation und Interesse dem Unterricht zu folgen?

Welche Wirkung hat die Neuroplastizität des Gehirns auf die Konzentration?

Das menschliche Gehirn ist ein unfassbar großes Netzwerk. Es gibt kein Gehirn, das größer und besser ist. Es hat gigantische Möglichkeiten durch seine Neuroplastizität, durch die jede Gehirnzelle mit allen anderen Gehirnzellen verbunden ist. Somit schafft sie ein riesiges Netz an Verknüpfungen, die ständig benutzt werden können. Das Gehirn kann nicht nicht-lernen. Es lernt immer etwas, die Frage ist nur was. Häufig benutzte Verbindungen werden ausgebaut, während nicht benutzte absterben. Dabei ist es egal, ob Verknüpfungen beim Sport erworben werden und diese dann beim Latein lernen auch zur Verfügung stehen. Positive Lernerfahrungen erhöhen die Konzentration. Je vielfältiger die Lernerfahrungen, desto weitläufiger sind die Verknüpfungen. Use it or loose it.

https://www.welt.de/wissenschaft/article4493948/Wie-Sie-Ihr-Gedaechtnis-richtig-trainieren.html

Wie kann falsche Ernährung die Konzentration beeinflussen?

Eine geregelte, sinnvolle Ernährung unterstützt die Fähigkeit, sich zu konzentrieren. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass ein gesunder Darm große Auswirkungen auf das Gehirn hat. Ist der Darm durch Fehlernährung verschlackt, kommt es zu einer Regulationsstarre. Der Austausch von Stoffen zwischen den Zellen und die Aufnahme von Sauerstoff werden reduziert, was eine Übersäuerung und Verschlackung nach sich zieht. Der Körper hat dementsprechend einen hohen Energieverbrauch mit übermäßigem Vitalstoffverbrauch, um über die Runden zu kommen. Ständige Blutzuckerschwankungen, hervorgerufen durch häufige Snacks oder gesüßte Getränke bzw. Süßigkeiten und vorwiegend kohlehydratreiche Ernährung, Fertiggerichte und Fastfood stressen den Körper. In den Unterzuckerungsphasen (sie entstehen nach dem alleinigen Verzehr von Zucker und stärkehaltigen Lebensmitteln, die den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen und dann rasant wieder abfallen lassen) sind die Betroffenen gereizt, unkonzentriert, energie- und lustlos sowie gestresst, was die Konzentration senkt. Ein ständig schwankender Blutzuckerspiegel stresst den Körper, erhöht u.a. die Adrenalinausschüttung und stellt wichtige andere Körperfunktionen wie z.B. die Immunabwehr zurück.
ADHS/ADS Symptome sind häufig gekoppelt mit Verdauungsstörungen, da eine gestörte Darmflora eine direkte Verbindung zum Gehirn hat und somit auch die Psyche und Konzentration negativ beeinflusst. Candida Pilze aus dem Darm können in den Hippocampus (ältester Teil des Gehirns, der vor allem für das Arbeitsgedächtnis und die Langzeitabspeicherung zuständig ist) gelangen und das Gedächtnis stören.
Chronische Entzündungsprozesse im Darm können zu entzündlichen Prozessen im Gehirn führen. In der Folge kommt es zu Stressanfälligkeit und zur erhöhten Ausschüttung von Adrenalin. Der Verbindungsweg führt also vom Bauch zum Gehirn und nicht umgekehrt!
Ist die Darmschleimhaut geschädigt, wird diese durchlässiger, was Allergien und Unverträglichkeiten begünstigt und sich auf das allgemeine Wohlbefinden negativ auswirkt. Die Menschen wirken müde, fühlen sich unwohl oder auch depressiv. Es kommt leichter zu Streit und Aggressionen. Motivation zu lernen und Konzentration sinken deutlich.
Die Ernährung bestimmt also zum großen Teil unsere Gesundheit, Gehirn und Konzentration!
Buch von Giulia Enders: „Darm mit Charme“ 

Wie steigert geregelter Schlaf die Konzentration?

Der Mensch kann einen Monat ohne Essen auskommen, aber nicht ohne Schlaf. Allerdings ruht sich das Gehirn während des Schlafens nicht aus, sondern bearbeitet die Eindrücke des Tages und baut das Gelernte in das schon bekannte Wissen ein, verknüpft es mit alten Emotionen und verankert es im Gedächtnis. Der Körper käme ohne Schlaf aus, nicht aber das Gehirn!
Die Schlafforschung weiß heute, dass Schlaf ein vom Gehirn aktiv herbeigeführter Zustand ist. Wer viel lernt, braucht deshalb mehr Schlaf. Und wer die Nächte zum Lernen oder Zocken durchmacht, hindert sein Gehirn daran, nachts nochmals zu rekapitulieren, sodass nötige Wartungsarbeiten, um das Gelernte ins Gedächtnis einzubauen, entfallen. Ein gut arbeitendes, entspanntes Gehirn ist für die Konzentration wichtig. Regelmäßiger und ausreichender Schlaf verbessert die Konzentration.

Welchen positiven Einfluss nehmen Musik und Sport auf die Konzentration?

Bei Sport und Musik werden vor allem die Exekutiven Funktionen entwickelt. Sport und Musik aktivieren verschiedene Gehirnzentren, sodass individuelle, nervale Verbindungen (auch weit entfernte Strukturen im Gehirn) neu entstehen, aktiviert und ausgebaut werden. Exekutive Funktionen schulen die Abspeicherung von Informationen, Frustrationstoleranz, Durchhaltevermögen, Selbstkontrolle und Verhaltenskontrolle. Diese sind besonders wichtig für den schulischen Lernerfolg, Konzentration und für eine gesunde sozial-emotionale Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit.

Wodurch verbessert ausreichende Bewegung im Alltag die Konzentration in der Schule?

Gerade der kindliche Körper braucht viel Bewegung. Bewegung fördert die Durchblutung des Körpers, die Aufnahme von Sauerstoff und verbindet auf spielerische Weise die Aktivitäten der linken und rechten Gehirnhälfte. Es ist daher sinnvoll, den Schulweg zu Fuß, mit dem Roller oder Rad zurückzulegen. Ein Kind kann von seiner Entwicklung her noch nicht stundenlang ruhig sitzen. Gerade jüngere Kinder lernen bevorzugt über den kinästhetischen Wahrnehmungskanal. Das heißt, dass Lernen mit Bewegung die Konzentration fördert, da die Gedanken nicht so leicht abschweifen.

Inwieweit senkt unkontrollierter Medienkonsum die Konzentration?

Die Zeiten ausufernden Medienkonsums reduzieren die Zeiten fürs Lernen, Schlafen und andere Aktivitäten. Die Gedanken versinken im Internet, indem alles erlaubt und möglich ist. Gerade Computerspiele sind auf Sucht angelegt. Tief im Gehirn sitzt eine Ansammlung von Nervenzellen, die für Glücksgefühle zuständig sind. Diese Zellen werden aktiviert, wenn etwas unerwartetes Positives geschieht. (Dopamin-Endorphine). Das heißt, sie erzeugen ein gutes Gefühl und somit den Wunsch weiter zu „leveln“. Zusätzlich beeinflusst elektromagnetische Strahlung den Körper bei Tag und Nacht.
Durch ständiges „Online Sein“ trainiert man eine Konzentrationsschwäche herbei. Das Gehirn lernt, dass es auf jeden Reiz von außen (Handy egal ob Ton- oder Lichtsignal o.ä.) reagieren muss. Das ist ein wesentlicher Auslöser von Stress, der auf die Dauer zum Absterben von Nervenzellen führt. Es kommt zu Beeinträchtigungen der Konzentration und des Gedächtnisses.
Die Konzentration wird abtrainiert! So kommen Menschen nicht mehr in den sogenannten Flow, weil ein Großteil ihrer Wahrnehmung damit beschäftigt ist, nichts zu verpassen. Sogenannte „Multitasker“ können ablenkende äußere Reize schlechter ignorieren. Sie sind insgesamt deutlich ablenkbarer. Studien belegen, dass Prüflinge, deren Handy nicht im Prüfungsraum ist, viel besser als die Vergleichsgruppe in der Prüfung abschneiden.

Daher sind klare Medienregeln wichtig für Konzentration:

  • Kein Handy vor und während der Hausaufgaben,
    auch nicht lautlos! Handy aus dem Zimmer bei den Hausaufgaben!
  • Handy und PC usw. nicht im Schlafzimmer
  • Keine Mediennutzung in der Stunde /abends vor dem Schlafen, da die Strahlung das Gehirn geradezu anregt und munter macht.
  • Keine Computerspiele nach 18.00 Uhr (altersabhängig)
  • Altersentsprechende Begrenzung (Medienkontingente)

Fazit: Wieviel mehr Lebensqualität schafft die Steigerung der Konzentration?

Die Fähigkeit, seine Konzentration auf das Wesentliche zu lenken, bringt große Vorteile für Lernen, Selbstwertgefühl, Entwicklung der Persönlichkeit, Erfahrung der Selbstwirksamkeit, Freude und Motivation. Konzentration öffnet den Zugang zu Wissen, Neugier und Teilnahme am Leben. Konzentration erhöht die Lebensqualität. Dies drückt sich nicht zuletzt natürlich auch in Noten und dem schulischen und beruflichen Werdegang deutlich aus.

Quellen

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